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Digitalisierung im Gesundheitswesen

So gelingt Digitalisierung | Andrea Schmidt-Rumposch:
Demografische, gesellschaftliche, medizinische und technische Wandlungsprozesse stellen veränderte Anforderungen an das Gesundheitssystem – auch an eine (zukünftige) pflegerische Versorgung. Den Wandel durch Digitalisierung konsequent und bedarfsgerecht zu gestalten, ist daher unabdingbar. Die Betonung liegt hierbei auf „ins Gestalten kommen“: Neben einem klaren Bekenntnis der obersten Managementebene ist der Gestaltungswille der Führungskräfte wesentlich. Transparenz und eine aktive Rolle der Mitarbeitenden durch eine offene Kommunikation und Feedbackkultur auf allen Ebenen erleichtern eine gelungene Transformation. Es geht nicht darum, alles technisch Machbare umzusetzen, sondern die Anwendung im beruflichen Alltag direkt bei der Entwicklung mitzudenken.

Als Pflegedirektorin und Vorstand der Universitätsmedizin Essen liegt der Fokus meiner Tätigkeit in der Weiterentwicklung der pflegerischen Versorgung und der Stärkung der Profession Pflege. Innovative digitale Technologien sollen Pflegefachpersonen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen, so dass mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung bleibt. Die Potenziale der Digitalisierung in der Pflege liegen dabei insbesondere in einer verbesserten Pflegequalität und in einer gesteigerten Effizienz in der Versorgung. Die Vorteile entfalten sich aber nur, wenn Mitarbeitende angesichts der sich wandelnden Anforderungsprofile über ausreichende digitale Kompetenzen verfügen. Gesundheitsfachpersonal muss mit Gesundheitsdaten und KI-Empfehlungen kritisch reflektiert umgehen können. Um eine zukunftsorientierte und innovative Versorgung sicherzustellen, ist es daher von Bedeutung, gezielte und berufsgruppenübergreifende Kompetenzerweiterung zu ermöglichen.
Diesen Weg beschreitet die Universitätsmedizin Essen im Rahmen ihres Smart Hospitals seit 2016 konsequent. Die Basis aller digitalen Prozesse am Universitätsklinikum Essen bildet die elektronische Patientenakte (ePA). Der Pflegeprozess, von der Anamnese über die Risikoerfassung bis zur Evaluation, ist komplett digital abgebildet. Pflegefachpersonen benutzen dazu Tablets; dies erleichtert beispielsweise auch Tätigkeiten wie die Wunddokumentation durch vereinfachte Wundfotografie. Ergänzend kommen unterschiedlichste technische Assistenzsysteme zum Einsatz: Bettensensorik liefert pflegerelevante Daten zur Dekubitus- und Sturzprävention.

Außerdem: Ohne die Erkenntnisse einer aktiven Pflege-Versorgungsforschung werden wir die in Essen seit knapp einem Jahrzehnt stattfindende Translation nicht mit ausreichender Evidenz begleiten können. Daher legen wir auch hier unseren Fokus. Zwei Beispiele: Beim Forschungsprojekt KIADEKU hilft Künstliche Intelligenz bei der digitalen Bildanalyse von Dekubitus und Inkontinenz-Assoziierter Dermatitis (IAD), im Projekt DigiCare werden onkologische Patient:innen durch eine App transsektoral und interprofessionell in ihrem Selbstmanagement unterstützt.

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